Im Frühjahr 2019 war ich zum letzten Mal mit meiner Familie in Guatemala und konnte noch ordentlich Nachschub an allen Waren für unseren Shop einkaufen. Damals ahnten wir noch nicht, wie sehr sich die Welt bald verändern sollte.

Durch Corona mussten wir 2020 und 2021 unseren üblichen mehrmonatigen Aufenthalt im Land der Mayas aussetzen. Reisen war nicht angesagt. Zum Glück hatten wir in all den Jahren davor immer alles Geld, das wir durch unseren Shop eingenommen hatten, in Guatemala in Waren investiert und so hatten wir für die letzten zwei Jahre zumindest von unseren wichtigsten Produkten genug auf Lager, damit unser Projekt weiterlaufen konnte.

Die Leute in Guatemala mussten in der Zwischenzeit ohne unsere direkte Unterstützung auskommen. Den Kontakt hielten wir aufrecht, so gut es ging. Mit Beginn des Jahres 2021 waren dann immer mehr unserer Produkte ausverkauft und wir warteten noch auf einen guten Moment um nach Guatemala zu reisen. Für eine ganze Familie mit Kindern ist dieser Moment bis heute nicht gekommen – zuviel Unsicherheit und Komplikation beim Reisen und zudem wussten wir auch nicht genau, was uns in Guatemala erwarten würde.

Also habe ich mich Mitte August alleine – ohne Familie – auf eine kurze Reise zu den Mayas begeben. Auch kürzer als sonst und mit dem primären Ziel, unsere Projekte und ProduzentInnen mit Geld zu versorgen und mit neuen Waren für unseren Shop nachhause zu kommen.

Der Trip war in jeglicher Hinsicht anders als sonst. Guatemala hat sich durch die wirtschaftlichen Folgen von Corona doch verändert. Viele Leute sind mit der Hilfe von Schleppern nach Amerika geflüchtet um dort ihr Glück zu suchen. Auch in der Szene der Kunsthandwerker hat sich das ausgewirkt. Wenig Absatz hat dazugeführt, dass ein großer Teil der Menschen eine andere Arbeit oder sogar einen neuen Wohnort gesucht haben. Für ein Land wie Guatemala, das vorher schon mit Armut gekämpft hat, sind die wirtschaftlichen Folgen von Corona und eines achtmonatigen Lockdowns wirklich verheerend.

Unsere direkten Lieferanten haben (bis auf eine Ausnahme) ausgeharrt und sich sehr gefreut, als ich schon vor meiner Guatemalareise Aufträge erteilt und meinen Besuch angekündigt habe. Dementsprechend groß war die Freude bei jedem Wiedersehen und nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Verkauf.

Für mich waren die zwei Wochen höchst intensiv. Tägliche Meetings, Besprechungen, Einkäufe, Reisen, Bankbesuche, einen Kurztrip nach Mexiko, Schleppen, Einpacken,…da wird man auch müde. Mehr als entschädigt wurde ich durch die Zeit unter den nettesten Menschen der Welt, den Ausblicken auf die geliebten Vulkane und den schönsten See der Welt, das Aufsaugen der vertrauten Energie und das Zusammenleben mit meiner Mayafamilie.

Guatemala war wie immer eine Reise wert. Von dem Geld, das ich dort investiert habe, können doch einige Familien weiterleben, den Tisch mit Essen füllen und die Kinder in die Schule schicken. Ich bin dabei ans absolute Limit gegangen, oder sogar noch darüber hinaus…Unser Shop hat dafür jetzt wieder alle Waren auf Lager und es gibt auch einige Neuigkeiten. Und ich persönlich habe trotz der kurzen Zeitdauer meine Verbindung mit Land und Leuten wieder gestärkt und genährt.

Die Nachfahren der Mayas sind Kummer gewohnt und werden auch diese Krise überstehen. Dennoch schmerzt es sehr zu sehen, wie sie einmal mehr von der guatemaltekischen Regierung in Stich gelassen werden und keine Hilfe in dieser schwierigen Zeit bekommen. Umso mehr erfüllt es mich mit Demut, wie die Leute ihr Leben in Dankbarkeit leben und den Mitmenschen mit einem ehrlichen Lächeln begegnen. Davon kann man sich nicht genug inspirieren lassen.

Maskenpflicht, sogar am Boot am Atitlán See

Maskenpflicht, sogar am Boot am Atitlán See

Wiedersehen mit meiner Familie

Lang erwartetes Wiedersehen mit meiner Familie…

...und den Vulkanen

…und den Vulkanen

Fischer am Atitlán-See

Fischer am Atitlán-See

Decken...

Decken…

...Decken...

…Decken…

...Kerzen...

…Kerzen…

...und endlich die Jacken...

…und endlich die Jacken…

...davon leben die Leute wieder eine Weile

…davon leben die Leute wieder eine Weile