Zwei Wochen sind für eine Einkaufsfahrt in Guatemala mit einem kurzen Abstecher über die Grenze nach Mexiko recht knapp bemessen und dementsprechend musste dieses Mal alles sehr gut geplant und vorbereitet sein. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit ist mit unseren wichtigsten Produzentinnen auch genug gegenseitiges Vertrauen gegeben, dass wir mittlerweile bedenkenlos mit Vorbestellungen arbeiten können.

Und das war auch gut so, denn speziell auf dieser Reise sollte einiges Unvorhergesehenes auf mich warten. Noch dramatischer als bei uns ist in Guatemala im Laufe dieses Jahres alles teurer geworden. Wirtschaftlich waren die Menschen dort vor dieser Krise schon an der Grenze und so hat das heurige Jahr zu einer Rekordzahl an illegalen Auswanderungen von Wirtschaftsflüchtlingen in die USA geführt. Ganze Landstriche im Hochland wurden dabei förmlich geleert, vor allem was Facharbeiter vom Bau und anderer Branchen betrifft. Dadurch kommt es noch weiter zu einer Verschärfung der wirtschaftlich schwierigen Umstände.

Uns vom Projekt Gukumatz betrifft das ganz unmittelbar deshalb, da zuerst durch die Coronamaßnahmen und das Ausbleiben des Tourismus und danach durch den wirtschaftlichen Druck der Teuerungen viele Menschen das Kunsthandwerk und vor allem die Weberei aufgegeben haben. Einige unserer Kernprodukte verkaufen wir gut genug, dass einzelne Menschen bzw. kleine Familien alleine davon leben können, aber alles ist auch eine Kette von Produktionsschritten, der zuletzt massiv die Arbeitskräfte abhanden gekommen sind. Des weiteren sind die Rohstoffe für die Produkte auch in Guatemala teurer geworden.

Alle unserer ProduzentInnen drückten uns gegenüber aus, wie schwierig die Situation geworden ist. Vielen war es unangenehm, dass sie die Preise erheblich anheben mussten, und andere waren traurig, dass sie aufgrund eines Mangels an Ausgangsmaterialien nicht in der Lage waren, die gewünschten Mengen oder die gewünschte Qualität zu produzieren. Die Preiserhöhungen haben wir ohne verhandeln geschluckt, denn immerhin wollen wir den Menschen ermöglichen, von so einer schönen Arbeit vor Ort zu leben, damit sie nicht in die Großstadt oder die USA auswandern müssen. Da wo es nur geringe Mengen der gewünschten Produkte gab, haben wir soweit geholfen, wie wir konnten, und die Menschen ermutigt, weiter zu machen. Und da wo bei der Qualität gespart wurde, mussten wir uns um Alternativen umsehen.

Letztendlich haben wir bis auf wenige kleine Ausnahmen das kaufen können, was wir für die Weiterführung des Angebotes in unserem Shop benötigt haben. Von einigen Produkten haben wir das ungute Gefühl, dass sie in den kommenden Jahren verschwinden werden. Zu hoffen ist, dass die Entwicklung sich nicht in jene Richtung beschleunigt, die sie im benachbarten Mexiko in den letzten Jahren eingeschlagen hat. Dort sieht man nämlich, dass die einst von örtlichem Kunsthandwerk überquellenden Märkte sich immer mehr mit chinesischem Ramsch füllen, wie er in Souvenirshops auf der ganzen Welt verkauft wird.

Wir vom Gukumatz bleiben – solang wir können – unserer Mission treu, der wir uns verschrieben haben: die Förderung des echten indigenen Kunsthandwerkes. Wenn es irgendwann nur noch mit kitschigen Mayasymbolen bedruckte Flaschenöffner, Kaffeetassen, Fleecedecken und Handtücher made in China gibt, dann sind über Generationen gepflegte kulturelle Fertigkeiten für immer verloren. Noch ist es nicht soweit aber der Druck und die Tendenz in diese Richtung hat noch einmal dramatisch zugenommen.

Bei all dem ist es ganz wichtig zu erwähnen, wie sehr es den Menschen vor Ort trotz der widrigen Umstände gelingt, eine positive Grundenergie aufrecht zu halten. Auch bei problematischen Gesprächen wird gelacht, der Umgang der Menschen ist nett wie eh und je und so ist eine Reise zu den Mayas für unsereins Europäer immer etwas sehr Schönes, Heilvolles und Herzöffnendes.

Für mich persönlich ist es sowieso immer wie Heimkommen. Ich treffe und kenne rund um den Atitlán-See mehr Leute auf der Straße als in meiner eigenen Heimat und es ist immer ein großes Geschenk, wenn ich meine einheimischen Familien wiedersehen kann, in die ich dort über die Jahre aufgenommen wurde.

Der Atitlan-See ist ein Traum, auf diesem Vulkan wächst unser Kaffee

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Buntes Straßenbild

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So fröhlich wird in Sumpango am 1. November der Toten gedacht

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Der erste Kaffee der Saison trocknet zu einer Probeverkostung

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Maya-Wandmalerei eines uns bekannten Künstlers

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